Flora Im Quadrat
Katharina Bütikofer
Künstlerin und Kunstvermittlerin, Museumspädagogin und em. Dozentin für Bildnerisches Gestalten an der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern
Die Rose ist ohne Warum.
Sie blühet weil sie blühet.
Sie achtet nicht ihrer selbst,
fragt nicht, ob man sie siehet.
Angelus Silesius, 1624–1670
Das Motiv der Blume durchzieht Kultur und Kunst aller Völker und Epochen bis in die Gegenwart in immer neuen, nie erschöpften Variationen. Blumen und Blumenbilder sind nicht nur Schmuck und Dekoration,sondern immer auch Symbole von Dahinterliegendem. Sie stehen sichtbar für Unsichtbares, wie die Ikonen. Im festlichen Brautkranz, als letzte Rose im Grab, zeigt sich die Spannweite ihrer Bedeutung. Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit stehen neben Verletzbarkeit und verschwenderischem Blühen. Ihr Welken mahnt uns an die bittere Tatsache der Vergänglichkeit, ihr Aufblühen im Frühling lässt an Persephone denken, die den winterlichen Hades nur für die Zeit der Vegetation verlassen darf.